© J. Herzog

Planung und Bau

Quelle: E. Fiedler
Zeichnung E. Fiedler, 1995
Quelle: J. Herzog
Alfred-Führer-Orgel

Planung und Bau

Das neue Kirchenzentrum im Alten Dorf war am 1. Adventssonntag 1989 eingeweiht worden. Im Neubau stand zunächst auf der Empore ein geliehenes Positiv  (eine kleine, versetzbare Orgel). Das konnte und sollte nur ein Provisorium sein. Was fehlte, war eine „richtige“ Orgel. Die Planungen wurden vom Kirchenvorstand Mitte 1990 aufgenommen. Dabei waren der Architekt der Kirche, Karl Heinz Muth aus Limmer und der Orgelsachverständige der Landeskirche Hannovers Uwe Droszella einbezogen. 

Im Ausschreibungstext vom Februar 1991 forderte der zuständige Orgelrevisor der Landeskirche, Lothar Klein, ein Orgelwerk, das „hohen musikalischen Ansprüchen“ gerecht werden sollte, gebaut in „höchster handwerklicher Qualität“ und „ausgezeichneter technischer Zuverlässigkeit“. Die Details der Ausschreibung zeigten: Es sollte eine Orgel für Davenstedt gebaut werden, die sich an den Vorbildern der klassischen norddeutschen Orgeln des 17. und 18. Jahrhunderts orientiert.

Ausschreibungssieger wurde die Fa. „Alfred Führer Orgelbau GmbH & Co. KG“ aus Wilhelmshaven mit dem günstigsten Angebot. Orgelbaumeister Fritz Schild (*1933) führte diese Werkstatt, die er 1974 nach dem Tod ihres Gründers Alfred Führer übernommen hatte und schließlich fast 30 Jahre leiten sollte. Schild war es, der mit seinen Mitarbeitern unsere Orgel entwarf und baute. In Zusammenarbeit mit Prof. Harald Vogel, Bremen hatte Schild 1980 in der altreformierten Kirche in Bunde eine auch international viel beachtete Orgel gebaut. Diese Orgel war prototypisch, nicht nur für unsere Orgel in Davenstedt.

Dass dieses ambitionierte Großprojekt nicht ohne kritische Stimmen und Hindernisse blieb, verwundert nicht. Manche fragten, ob eine bescheidenere Orgel nicht angemessener wäre? Der Kirchenvorstand stand jedoch weiter hinter den Empfehlungen des Orgelrevisors. Im August 1992 wurde zudem eine ernste Meinungsverschiedenheit über die Disposition zwischen den Orgelfachleuten im Landeskirchenamt einvernehmlich gelöst.

Geliefert wurde schließlich - in leichter Änderung des ursprünglichen Angebots - zu einem Preis von 428.355 DM eine hochwertige, mechanische Orgel in Holzbauweise: 1312 Pfeifen in 22 Registern, verteilt in Hauptwerk, Pedal und Rückpositiv. Bemerkenswert ist bis heute, dass innerhalb von nur vier Jahren die Hälfte der Gesamtkosten von ca. 470.000 DM durch Spenden aufgebracht werden konnte. Diesen Erfolg verdankt die Gemeinde wesentlich dem damaligen Pastor Harald Groß, ohne dessen Initiative und Tatkraft weder das neue Kirchenzentrum noch die Führer-Orgel in St. Johannes hätten errichtet werden können!

Quellen: Archiv der ev.-luth. St.-Johannes-Kirchengemeinde Davenstedt; Harald Vogel u.a., Orgeln in Niedersachsen, Bremen 1997; Heiko Lorenz, Begleitheft zur CD: Uwe Droszella an der neuen Führer-Orgel der St. Johanneskirche, Nov. 1995; Gemeindeblatt der St.-Johannes-Kirchengemeinde Davenstedt und Kapellengemeinde Velber Jg. 1990ff.


Telefon-Interview 2020 mit Pastor i.R. Harald Groß

Wie kam es dazu, dass die renommierte Fa. Führer sich um den Bau unserer Orgel bewarb?
Fa. Führer hat sich beworben, weil ich persönlich bekannt war mit dem seinerzeit schon verstorbenen Alfred Führer, den ich als Pastor in Wilhelmshaven kennen gelernt hatte. Alfred Führer war damals auch Kirchenvorsteher. Von der Fa. Führer hatten wir übrigens auch das Positiv geliehen, das im Neubau mit einem Kran übergangsweise auf die Empore gehoben wurde. Die Fa. Führer hat dann ja auch mit einem sehr günstigen Angebot die Ausschreibung gewonnen. Die Fachleute sagten, so ein günstiges Angebot hätten Sie noch nicht gesehen.
Die Gemeinde musste die Hälfte des Geldes aufbringen. Eigentlich war ich gar nicht entschlossen, nochmal einen Spendenaufruf zu starten, weil ja schon hohe Beträge für das Kirchenzentrum gesammelt worden waren. Aber Gemeindemitglieder haben mir Mut gemacht.

Warum wurde die Orgel nach historischem Vorbild gebaut?
Sowohl Herr Klein als auch Herr Droszella waren hervorragende Organisten und Sachverständige, die sich mit historischen Orgeln gut auskannten. Beide waren vom Ergebnis so begeistert, dass sie gerne Organisten in St. Johannes geworden wären. Dazu kam es zu meinem großen Bedauern leider nicht. Man fürchtete wohl, dass sie wegen ihrer vielen Engagements den Pflichten in der Gemeinde nicht regelmäßig nachkommen würden.

Was war ihr persönlich schönstes Erlebnis mit unser Führer-Orgel?
Zu erleben, wieviele Gemeindemitglieder sich für die Orgel stark gemacht haben. Und schließlich: im Einweihungsgottesdienst die Orgel  zu hören, das war ein überwältigendes Erlebnis!

Herr Groß, vielen Dank für das Gespräch!
Quelle: Fa. Führer
Prospektvorschlag (Jan Holthuis) 1991 Fa. Führer
Quelle: Fa. Führer
Prospektvorschlag (Jan Holthuis) 1995 Fa. Führer
Quelle: Fa. Führer
Jahrbuch 1995 Fa. Führer