© J. Herzog

Orgelbaumeister

Quelle: Fa. Führer
Fritz Schild (ca. 1983)

Fritz Schild

„Alfred Führer“ steht auf dem Orgelschild, der Name der Orgelbau-Firma, angebracht wie bei Orgeln üblich am Spieltisch über den Manualen. Gebaut hat unsere „Führer-Orgel“ im Jahr 1995 jedoch Orgelbaumeister Fritz Schild, denn sein Onkel Alfred Führer war bereits 1974 verstorben. Schild hatte langjährige Erfahrung sowohl im Orgel-Neubau, als auch in der vorbildlichen Restaurierung von Denkmal-Orgeln, z. B. der bedeutenden Wenthin-Orgel von 1801 in Groothusen, Ostfriesland. Die zwischenzeitlich sehr groß gewordene Fa. Führer hatte Schild nach und nach wieder eher auf qualitativ hochwertige Instrumenten ausgerichtet. Fritz Schild hat 2005 seine Restaurierungen in einer zweibändigen, umfangreichen Dokumentation auf 900 Seiten dargestellt. In seinem „Orgelatlas“ von 2008 berichtet er von 230 Orgeln in der Landeskirche Oldenburg, wovon ihm sage und schreibe ca. 200 im Laufe der Jahre unter die Hände gekommen sind. Es ist daher nicht übertrieben, wenn Prof. Harald Vogel, Bremen, Fritz Schild als ein „Urgestein der norddeutschen Orgelszene in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet.

Telefon-Interview mit Fritz Schild (*1933)

Herr Schild, schön, dass ich Sie erreiche! Ich möchte Ihnen gerne ein paar Fragen stellen zu unser Führer-Orgel, die Sie 1995 gebaut haben, vor 25 Jahren.  
Ich kann mich gerade nicht erinnern. Wir haben so viele Orgeln restauriert oder neu gebaut, insgesamt wohl in der Fa. Führer mehrere Hundert. Die Unterlagen hat damals Herr Lorenz übernommen. Ich habe nichts mehr...
Pastor war damals Herr Groß, Orgelsachverständiger Herr Drozella. Es ist eine Orgel, die Ihrer Orgel in Bunde von 1980 recht ähnlich ist ....
Bunde wurde Vorbild für viele Orgeln. Prof. Harald Vogel hat sie entworfen. 
(überlegt) ...Pastor Groß?
Herr Groß war Pastor in Wilhelmshaven, als Herr Führer noch lebte. 
So langsam erinnere ich mich: Ich war damals auch beim Einweihungsgottesdienst in Davenstedt.
Genau, mit Ihrer Frau. - In einem früheren Interview haben Sie einmal gesagt, „Arp Schnitger ist noch immer unser Vorbild“.  
Ja, das war schon ein toller Orgelbauer. Auch die Bauweise in Bunde beruht auf Arp Schnitger. Der hatte übrigens eine ziemlich große Werkstatt. Uns, der Fa. Führer, wurde das hingegen kritisch vorgehalten. Schnitger hatte tatsächlich ein relativ großes räumliches Gebiet, in ganz Norddeutschland, vereinzelt auch bis nach Portugal oder Südamerika.
Wo sind Sie selbst ausgebildet worden?  
Zunächst in der Werkstatt meines Onkels, Alfred Führer. Ich hatte zuerst eine Tischlerlehre gemacht, dann eine Lehre zum Orgelbauer an der Fachschule in Ludwigsburg bei Stuttgart. Nach der Lehre war ich 1957 bis 1960 auf Wanderschaft im Ausland, in Frankreich bei Orgelbau Roethinger (Strasbourg), in den Niederlanden bei Flentrop (Zaandam) und in den USA bei Holtkamp, Cleveland. Meine Meisterprüfung habe ich 1962 vor der Handwerkskammer Hannover abgelegt.
Welches waren Ihre schönsten Projekte?
Schwer zu sagen. Jede Orgel ist anders und auf ihre Art etwas Besonderes. Sicher gehört zu den schönsten Projekten aber die neue Totentanzorgel in St. Marien, Lübeck (1986). Auch die Orgel in Seoul/Südkorea (1993), weil man da mal einen ganz anderen Kulturkreis kennengelernt hat. Etwas Besonderes ist sicher die Orgel in St. Lamberti in Oldenburg, die ich 1972 bauen durfte.
Herr Schild, vielen Dank für das Gespräch!

Quellen: Schild, Fritz, Denkmal-Orgeln. Dokumentation der Restaurierung durch Orgelbau Führer 1974-1991 Teil I Backemoor - Groothusen, Teil II Haage - Wiesens, Wilhelmshaven 2005; ders., Orgelatlas der historischen und modernen Orgeln im Gebiet der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Wilhelmshaven 2008; NWZ Online vom 4.12.2008 - https://www.nwzonline.de/wilhelmshaven/arp-schnitger-ist-noch-immer-unser-vorbild_a_3,0,3774642100.html; Pape, Uwe (Hg.), 50 Jahre Orgelbau Führer, Berlin 1983
Quelle: J. Herzog
Orgelschild